Mein erster Tag in Pittsburgh

Mein letzter Blogpost hörte damit auf, dass ich im Zug nach Pittsburgh saß und so will ich meinen Blog nun auch genau an dieser Stelle fortsetzen. Seit dem ich am Sonntag, den 10. Januar, Abends in Pittsburgh angekommen bin sind nun 8 Tage vergangen in denen einiges passiert ist und so wird dieser Blog Post nun vielleicht erstmal nur einen Teil meiner Erlebnisse enthalten. Alles weitere folgt dann hoffentlich in den nächsten Tagen…oder so…

Nun ja, ich kam also am Sonntag Abend in Pittsburgh an. Der Bahnhof ist “wunderschön” zwischen zwei Auto-Verkehrsadern gelegen (eine Brücke über den Bahnhof, eine große Straße direkt daneben) und so war der erste Eindruck ersteinmal… ernüchternd… Da ich immernoch kein mobiles Internet hatte, hatte ich schon im Zug mit meiner Vermieterin abgesprochen, dass ich zwischen halb 9 und 9 Uhr Abends ankommen würde und machte mich nun, mit meinem aus Google Maps ausgedruckten Bus Plan auf den Weg zur Bushaltestelle. Da ich müde war und hauptsächlich endlich ankommen wollte, schaute ich mir die Gegend nicht weiter groß an und erreichte einige Minuten später erfolgreich die Bus-Haltestelle. Im Bus zahlte ich dann erstmal beim Busfahrer meine Busfahrkarte ($2.75) mit einem 5 Dollarschein – auf die Tatsache, dass der Automat kein Rückgeld gibt wurde ich leider zu spät hingewiesen. Naja… Und dann saß ich mit 3 oder 4 anderen Personen im Bus, der mich nun endlich in den Teil der Stadt befördern sollte wo ich zukünftig wohnen würde: Nach Oakland. Das funktionierte dank meiner vorherigen Recherche nach der richtigen Buslinie (es gibt um die 100?) auch recht gut. Weniger gut funktionierte das Aussteigen: Zwar kam immer mal wieder die Ansage der Bus würde jetzt halten und Leute stiegen aus, aber mir war leider in keiner Weise ersichtlich wie diese Menschen das bewerkstelligten – das Anhaltesignal schien geradezu telepathisch an den Bordcomputer des Busses weitgergeben zu werden. In meiner Verzweiflung stand ich schließlich auf und erklärte dem Busfahrer, dass ich bitte an der nächsten Station (schon eine weiter als eigentlich geplant hatte) aussteigen möchte. Er war etwas mürrisch, weil ich micht offensichtlich nicht an die Bus-Ettiquette gehalten hatte, aber er machte mir die Tür auf und so konnte ich aussteigen. Und so war ich dann zwar eine Bushaltestelle zu spät ausgestiegen, aber das war nicht weiter tragisch, da diese in Pittsburgh meistens sowieso nur ein oder zwei Häuserblöcke auseinanderliegen (auch so eine Eigenheit…). Ach ja, das Stopsignal: Einige Tage später bemerkte ich, dass in den Bussen entlang der Fenster gelbe Wäscheleinen verlegt sind. Wenn man die kleingedruckte Beschilderung auf den Fenstern ganz genau liest, findet man auch heraus, dass man durch das Ziehen der Leinen den Bus zum Anhalten bringen kann. Und, dass es sich dabei nicht etwa um eine Notbremse handelt, sondern dass diese Leinen durch eine geschickte Konstruktion das Stopp-Signal auslösen. Leider hatte ich aber am ersten Tag in meiner europäischen Naivität nicht nach gelben Leinen, sondern nach roten oder gelben Knöpfen gesucht. Inzwischen kann ich also nun fast schon wie ein richtiger Yinzer Bus fahren – jetzt muss ich nur noch herausfinden welcher Bus wohin fährt.

Wie dem auch sei, an der Bushalte stelle angekommen machte ich mich auf den Weg zu meiner neuen Wohnstätte. Auf halbem Weg lief ich ein oder zwei Mal fast den falschen Berg hinunter, aber als ich endlich an der richtigen, großflächigen Straßenreklame für einen Verkehrsanwalt abbog, landete ich kurze Zeit später vor dem Haus für das ich im November einen Mietvertrag unterschrieben hatte. Eine meiner neuen Mitbewohnerinnen ließ mich hinein und gab mir eine kurze Room Tour. Im Anschluss legte ich meine Sachen im Zimmer ab. Mein Zimmer ist im Dachgeschoss mit einem Ausblick auf den Monogahela River und Pittsburgh Downtown, da hatte ich wirklich Glück was die Aussicht angeht:

Ansonsten hab ich in meinem Zimmer eine Queen Size Matraze (Watzlawicks Gebrauchsanweisung für Amerika hatte mich bereits darauf vorbereitet, dass man in den USA im Allgemeinen wohl eher großzügig ist was Bettfläche angeht), einen Schreibtisch, einen inzwischen funktionsfähigen Bürostuhl (dazu später mehr) und inzwischen (einige Tage später nachgeliefert) auch ein Bett für die Matraze. Damit ich trotz in Pittsburgh wohl immer mal möglicher Kälteeinbrüche gut schlafen kann, hatte ich mir im Vorfeld schon eine Decke auf Amazon bestellt, sodass ich die erste Nacht dank dieser Decke und der Elektroheizung auch im Warmen schlafen konnte. Weniger befriedigend als die Schlafsituation war die Wassersituation, die durch Missgeschicke meinerseits auch nicht unbedingt lebensfreundlicher wurde: Bei meiner Abfahrt am Hotel in New York hatte ich leider vergessen meine Wasserflaschen aufzufüllen und hatte mir deshalb dann am Bahnhof Wasser für die Fahrt gekauft. Dieses hatte auch für die Fahrt ausgereicht, eigentlich allerdings nicht bis zum nächsten Morgen. Da ich am Abend erfuhr, dass das Leitungswasser nicht unbedingt trinkbar ist und ich das Britta-Gefilterte Wasser auch nur unter größter Mühe den Rachen hinunterging (inzwischen Tippe ich bei diesem Umstand auf einen abgelaufenen Filter…), blieben mir bis zum nächsten Morgen lediglich: Ein Tetrapack Hafermilch und eine Dose Tonic Water, die ich mir aus irgendeiner Laune heraus in New York noch gekauft hatte. Keine Lebensbedrohliche Situation also. Am nächsten Morgen setzte ich dann zunächst einmal den unglaublich nervtötenden Rauchmelder ausser gefecht, der seit einer mir nicht weiter bekannten aber wahrscheinlich schon länger andauernden Zeitspanne alle 60s mit einem lauten Piep darauf hinwies, dass seine Batterie bald alle ist. Im Anschluss – von diesem Geräusch-Smog befreit – ging ich dann allerdings doch mal zu Aldi einkaufen wo ich neben einigen festen Grundnahrungsmitteln auch erstmal 12kg Wasser kaufte. Glücklicherweise hatte ich schon herausgefunden, dass es auch in Pittsburgh Next Bike gibt, sodass ich den Weg mit dem Fahrrad bestreiten konnte.

Im Anschluss gab es eine Tiefkühl-Pizza mit Blumenkohlteig zum Mittagessen. Blumenkohl ist hier irgendwie so ein Ding, das gibt es in allen möglichen Varianten: Als Pizzateig, als Brotaufstrich… Hab noch nicht ganz herausgefunden was da dahinter steckt, aber die Pizza war auf jeden Fall ganz lecker.

Mit dieser Stärkung im Magen ging es dann auf meinen zweiten Shopping-Trip des Tages: Zum Department-Store (=Kaufhaus) Target, wo ich mich mit Bettdecken und Bezügen eindeckte. Dort kaufte ich dann auch endlich eine SIM-Karte, ein paar Kleiderbügel, Batterien für den Rauchmelder und auch ein kleines Kallax-Ähnliches Regal. Das alles hab ich dann mit einem Nextbike quer durch die Stadt wieder nach Hause gefahren (da soll sich jemand nochmal über Lastenräder lustig machen).

Montag Abend konnte ich mein Zimmer dann endlich fertig einrichten – die erste Etappe des Ankommens war geschafft.

Samuel Teuber
Samuel Teuber
Doctoral Researcher

Interested in formal methods for software and machine learning verification with a focus on cyber-physical systems and algorithmic fairness.