Uni und zyklische Abhängigkeiten
Da zunächst noch Bilder sortiert werden mussten, erschien dieser Artikel erst einige Tage später am 2. Februar.
Nachdem ich jetzt schon gut 2 Wochen hier bin, ist es wirklich an der Zeit meinen Blog weiter zu schreiben, deshalb hier ein kleiner Abriss der letzten Zeit, der chronologisch beginnt und dann diese Struktur nach und nach aufbricht, um alles unter zu bringen was mir so einfällt:
Den Dienstag Vormittag nutzte ich dafür noch einige wichtige Mails zu schreiben und endlich einen Handyvertrag abzuschließen, damit ich auch mobiles Internet habe (auch für das Nextbike, das ich jetzt regelmäßig nutze essenziell). Gerade in einer fremden Umgebung merke ich immer wieder wie nützlich es ist, wenn man Dinge schnell und spontan im Internet recherchieren kann ohne vorher nach einem WLAN Hotspot zu suchen – sei es um zu prüfen, ob man sich gerade den richtigen Hügel hinauf oder herunter bewegt oder, um aktuelle Buspläne abzurufen. Da ich mir am Tag davor bei Target bereits eine SIM Karte gekauft hatte, dachte ich eigentlich, dass dies in wenigen Minuten erledigt sein sollte, aber tatsächlich dauerte es dann doch etwas länger, wegen… zyklischen Abhängigkeiten. Ich bin immer wieder beeindruckt davon wie es Länder schaffen ihre Systeme auf eine Art und Weise zu konstruieren, dass man als Neuankömmling daran verzweifeln MUSS. Das war in Frankreich so (für die Wohnung braucht man das Bankkonto und für das Bankkonto die Wohnung) und nun auch wieder in den USA: Für den Handyvertrag braucht man eine gültige amerikanische Telefonnummer (und für eine gültige amerikansiche Telefonnummer, naja ihr wisst schon…). Andererseits bin ich mir leider sehr sicher, dass das in Deutschland auch nicht besser ist (nur dort weiß ich um diese zyklischen Abhängikeiten nicht). Nun ja, glücklicherweise konnte mir da eine Mitbewohnerin weiterhelfen, deren Telefonnummer ich dann vorläufig angegeben habe (im Nachhinein konnte ich das dann problemlos auf die Telefonnummer des Vertrags selber umstellen).
Nachdem ich am ersten Tag die nötigsten organisatorischen und einrichterischen Maßnahmen getroffen hatte, ging es dann am Dienstag auch mit dem los wofür ich eigentlich hier bin: Dem Schreiben meiner Masterarbeit. Zunächst hatte ich am Dienstag ein Gespräch mit meinen beiden Betreuern hier in den USA, in dem wir meine ersten Schritte besprachen. Am Dienstag Nachmittag machte ich dann noch ein wenig Literaturrecherche und sprach mit dem Building Management ab, dass ich am nächsten Tag meinen Schlüssel abholen würde. Mittwoch morgen stand ich dann früh auf und machte mich, zunächst zu Fuß, auf den Weg zur Uni. Der Weg ist an sich recht nett, weil man den ersten Teil der Strecke geradewegs auf die Cathedral of Learning zuläuft:
Ich war mir zunächst nicht ganz sicher, ob die schnellere Route durch den Park oder durch die Stadt geht und nahm deshalb so eine Mischung aus den beiden, die garantiert nicht der kürzeste Weg war, aber gegen 9 Uhr war ich dann tatsächlich endlich an der Uni und konnte dort meinen Schlüssel abholen. Ich arbeite dort im Gates Hillman Complex – ein Gebäude, dessen innere Struktur ich erst so langsam zu verstehen beginne: Auf dem Weg vom Building Management zu meinem Büro und zurück (der erste Schlüssel war wohl kaputt) verlief ich mich ca. 3 Mal und auch den restlichen Tag war jeder Weg zur Toilette und/oder zum Aufzug ein Abendteuer. Zwar ist das Gebäude sehr schön eingerichtet, allerdings haben die Gänge eine eigenwillige Struktur, die mit mit Löchern zwischen Etagen, eingesetzten Innenhöfen, Treppen, Rampen, Kaffeeküchen und öffentlichen Lernplätzen unterbrochen wird. Inzwischen kenn ich den Weg zu Aufzug, Toilette und Kaffeeküche und kann mich zumindest auf meiner Etage (dem 9. Stockwerk) auch sonst ganz gut orientieren. Den größten Teil des Tages sitze ich hier nun meistens in meinem Büro – anfangs noch mit Maske, aber innerhalb der Büros darf man die wohl auch ausziehen:
In den ersten Tagen war es zwar eher einsam im Büro (weil viele auch Home Office machen), aber inzwischen (25. Januar) kenn ich doch schon ein paar Leute: Einen Post-Doc von einem anderen Lehrstuhl auf der selben Etage, eine Doktorandin mit der ich das Büro teile, eine weitere Doktorandin vom Lehrstuhl an dem ich auch arbeite und einen deutschen Doktoranden aus einem anderen Gebäude, der hier auch im Rahmen eines Austauschprogramms arbeitet.
Nachdem ich erfolgreich meinen Schlüssel erhalten hatte, musste ich auch noch meinen CMU Ausweis abholen. Hierfür brauchte ich ein ausgedrucktes Formular, allerdings kann ich erst mit dem CMU Ausweis drucken – eine weitere solche zyklische Abhängigkeit, bei der mir eine andere Mitbewohnerin glücklicherweise ebenfalls weiterhelfen konnte.
Schließlich galt es dann noch herauszufinden, wie die Kaffeemaschine im Büro funktioniert: Nachdem ich es endlich geschafft hatte mir eine Kaffeetasse mitzubringen war die erste Tasse fertig gebrühter Kaffee aus der Maschine, die ich mir einschenkte leider kalt. Bei genauerem darüber nachdenken bin ich mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher wie alt oder neu der Kaffee war, den ich da probiert hatte, weil ich natürlich nie die Temperatur überprüft hatte, sondern zuvor nur immer eine volle Kanne Kaffee dort gesehen hatte. Mit Hife der ergoogelten Gebrauchsanweisung für Kaffeemaschine und -mühle schaffte ich es dann allerdings einige Tage später tatsächlich selber eine Kanne Kaffee zu brühen und entdeckte bei der Gelegenheit auch einen Heißwasser Hahn für Tee – zukünftig bin ich also in dieser Hinsicht auf alle Eventualitäten vorbereitet!
Das erste Wochenende in Pittsburgh verbrachte ich dann zunächst damit in einem kleinen Baumarkt, deren Eigentümer sich bereits durch den Namen “Vogt” enttartnten nach Schrauben (für meinen leider nicht fertig zusammen gebauten Schreibtischstuhl) und Glühbirnen (für meine nicht vollständig ausgestattete Deckenlampe) zu suchen. Der Eigentümer war sehr hilfsbereit und konnte mir dank der Beispielexemplare, die ich mitgebracht hatte, alle benötigten Gegenstände aushändigen. Auf dem Rückweg entdeckte ich dann noch das Hofbräuhaus Pittsburgh (noch nicht besucht) und eine Bretzel Bäckerei. Ich war zunächst etwas traurig, dass die Bretzel Bäckerei so weit von meiner Wohnung entfernt ist, allerdings legte sich diese Trauer nach dem ersten Biss in die Bretzen relativ schnell… Den Sonntag nutze ich dann noch für ein bisschen Stadterkundung und besichtigte Pittsburgh Downtown und den Strip District am anderen Ufer der Halbinsel. Diese Bilder können vielleicht einen kleinen Eindruck des Downtown Stadtviertels bieten:
Downtown ist eine merkwürdige Mischung aus Gebäuden aller Jahrhunderte der US-amerikanischen Geschichte, die nebeneinander stehen, als wäre es das normalste auf der Welt ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus aus den 1900er Jahren neben einen modernen >30 Stockwerke Wolkenkratzer zu bauen. Insgesamt merkt man der Stadt ihre Stahl-Geschichte insbesondere daran an, dass Namen wie Carnegie (ein großer Stahl-Industrieller) sehr häufig in der Stadt auftauchen. Heute sitzen in der Innenstadt hauptsächlich Banken und andere Finanzdienstleister. Dieser gerade durch den Kontrast sehr riesig wirkenden Innenstadt steht der Strip-District gegenüber: Mit im Vergleich winzig wirkenden Ein- oder Zweistöckigen Häusern in denen Kleidung der lokalen Sportclubs, Gemüse, Tee, Kaffee oder Bier verkauft wird. Auch Bars und Restaurants gibt es einige.
Gegen Ende des Wochenendes (also Sonntag Abend und Montag) gab es dann noch den (im Vorhinein bereits groß angekündigten) Schneesturm: In einigen Teilen des Landes hat dieser wohl für größeres Chaos gesorgt, in Pittsburgh war das Resultat hauptsächlich eine ca. 15cm dicke Schneedecke und ein paar Autos, die nicht mehr ausparken konnten, weil ihre Reifen im Schnee fest steckten.
An das Englisch hier gewöhne ich mich langsam und es passiert auch immer häufiger, dass die Menschen beim ersten Versuch verstehen was ich sagen möchte. Trauriger Tiefpunkt in dieser Hinsicht war mein Versuch eine “Southern Bowl” zu bestellen, die ich mit einer (zugegebenermaßen leicht fehlerhaften) britischen Aussprache fast nicht bekommen hätte. Im Bezug auf Essen ist meine Strategie im großen und ganzen aktuell, dass ich unter der Woche am Mittag meistens auswärts esse und am Wochenende koche – inzwischen bekomme ich es auch einigermaßen hin dafür in den amerikanischen Supermärkten einzukaufen.