Meine ersten Tage in den USA

Wie es bei mir ja inzwischen schon fast Tradition ist (siehe meine Blog Posts zum Jamboree, zu meiner Zeit in Irland und zu meiner Zeit in Grenoble) nutze ich die Zeit im Ausland immer um ein wenig über mein Leben zu berichten. Da ich für die nächsten 6 Monate in Pittsburgh an meiner Masterarbeit arbeiten werde, versuche ich mich mal wieder daran diese unregelmäßigen, mehr oder minder literarisch wertvollen, mehr oder minder rechtschreiberisch und grammatikalisch korrekten Fetzen meiner Erfahrungen zu sammeln.

Flug und Einreise

Am 7. Januar war es nach einer in meiner Erinnerung eher kurzen, aber wohl doch vergleichsweise langen Vorbereitungsphase endlich soweit: Ich checkte in München ein und mein erster Flug ging zunächst nach Charlotte. Für erfahrene Langstreckenflieger sicherlich nichts besonders für mich aber dennoch ein Erlebnis: Die Crew war sehr gastfreundlich und versorgte uns in regelmäßigen Abständen mit Getränken, Snacks und Essen während ich auf meinem Bildschirm die Flugroute verfolgte. Zwar hatte ich diese schon im vorhinein recherchiert, allerdings gab es dann doch eine Überraschung, da wir (wider meiner Erwartung) auch über Grönland geflogen sind. Zwar war der Blick aus dem Fenster in diesem Teil der Reise eher enttäuschend, da es in Grönland wohl bewölktes Wetter gab, dafür war der Blick auf die arktischen Gebiete Kanadas mit bis an den Horizont reichenden Eislandschaften umso beeindruckender. In Anbetracht der Außentemperaturen von -50°C bis -65°C (das Board Display konnte glücklicherweise auf metrische Einheiten umgestellt werden) war ich froh im gewärmten Flugzeug zu sitzen.

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Von dort flogen wir weiter über die amerikanische Grenze. Zunächst dachte ich vielleicht würden wir tatsächlich noch über Pittsburgh fliegen, aber dafür waren wir dann doch zu westlich (eher Ohio als Pennsylvania). Im Landeanflug auf Charlotte sah ich eine Reihe von amerikanischen Siedlungen, die (meiner Erinnerung an die Satelitenbilder nach) so auch in Pittsburgh hätten stehen können. Eine der Siedlungen war um einen zentralen Platz als Zirkel organisiert was mich stark an Karlsruhe erinnerte – vielleicht ist da ja jemand ausgewandert… Apropos Aus- bzw. Einwanderung: In Charlotte erwarteten uns dann schon die Beamten der Customs and Border Patrol, die an 12 Schaltern unsere Einreisepapiere abarbeiteten. Ich war zunächst etwas besorgt, dass ich nicht rechtzeitig durch die Kontrolle kommen würde um meinen Flug nach New York eine Stunde später zu erreichen, aber die Beamten arbeiteten schnell und so hatte ich nach dem Passieren des (in meinem Fall sehr problemlosen) Immigration Prozesses noch jede Menge Zeit. Das war auch gut, da ich diese dann bei der anschließenden erneuten Sicherheitsschranke auch brauchte. Am Ende rannte ich zum Gate wo ich schon vollkommen verschwitzt erfuhr, dass mein Flug verspätung hatte – naja, besser zu früh als zu spät. Nach dem verspäteten Abflug folgte ein mehr oder weniger ereignisloser Flug entlang der Ostküste von Charlotte nach New York La Guardia der mir hauptsächlich auf Grund des schönen Blicks auf die vielen, nicht identifizierbaren erleuchteten Städte und Städtchen entlang der Ostküste in Erinnerung bleiben wird. Darüber hinaus konnte man sich im Flugzeug quasi einen Sonnenuntergang im Osten anschauen (ich saß nicht auf der Seite des Sonnenuntergangs): Durch die Wolken an der Ostküste schimmerte der Horizont in einem Blau-Orange-Violett.

New York

In New York angekommen hatte ich das Glück meinen Koffer tatsächlich auf dem Laufband zu finden (er ist also nicht verloren gegangen). Nach einigen kurzfristigen Recherchen zu dem genauen Dollar-Betrag, den ich für die Fahrt in die Innenstadt benötigte schaffte ich es sodann eine Metro-Card zu erstehen und mit dieser per Bus und Subway zur 23rd Street in Manhattan zu fahren wo sich mein Hotel befand. Die größte Herausforderung war hierbei das Passieren der Subway-Schranke in der ich erstmal mit meinem großen Koffer und Rucksack stecken blieb. In der 23rd Street angekommen trat ich dann auf die Straßen New Yorks und sah bereits die ersten hohen und noch höheren Gebäude. Ich schätze die Amerikaner sind in dieser Hinsicht einfach ambitionierter – das merkt man ja bereits daran, dass sich die Deutschen damit begnügen an den Wolken zu kratzen während die Amerikaner lieber gleich am (bekanntlich weiter oben befindlichen) Himmel kratzen wollen, naja wie auch immer… Von der Subway Station ging es dann zu meinem nur eine Straße entfernten Hotel in dem ich erfolgreich eincheckte und mein Gepäck ablegte. Ich fing dann an zu rechnen und stellte fest, dass ich schon ungefähr 20 Stunden wach war (in der Hoffnung den Jetlag um seinen Erfolg zu betrügen hatte ich auf dem Flug nicht geschlafen). Die Koffer abgelegt organisierte ich mir bei einem Burger Laden um die Ecke noch ein Abendessen. Hierbei wurden meine Erfahrungen aus den vielen Jahren listening comprehensions in der Schule zum ersten mal auf die amerikanisch-englische Probe gestellt und ich versagte erstmal gründlich bei der Frage, ob ich gebratene oder rohe Zwiebeln wolle. Wir schafften uns irgendwie auf beides zu einigen und ich erhielt meinen Burger. Im Anschluss überlegte ich noch kurz einen ersten nächtlichen Spaziergang durch New York zu machen, entschied mich dann allerdings dagegen, da ich nun seit 22 Studen wach war und die 24 nicht mehr voll machen wollte.

Nach sechs bis sieben mehr oder weniger geruhsamen Stunden riss mich der Jetlag gegen 6:30 Uhr entgültig aus dem Schlaf (soviel dazu…) und ich beschloss mir ein Frühstück in der Nähe zu suchen und dann wie geplant zunächst an die Spitze der Insel zu fahren. Zwar hatte das Café zu der frühen Uhrzeit nur eine begrenzte Auswahl, aber fürs erste reichte das auch (und Kaffee gab es Gott sei Dank schon). Im Anschluss nahm ich den um diese Uhrzeit relativ leere Subway zur ersten Station in Brooklyn. Von dort hatte ich auf einer Aussichtsterasse einen sehr schönen Ausblick auf die südlichen Hochhäuser Manhattans in der Morgensonne.

Im Anschluss nahm ich mir die Zeit über die Brookyln Bridge zurück nach Manhatten zu laufen was sich in Anbetracht des schönen Blicks definitiv gelohnt hat.

Dort angekommen ging es mit einem Umweg über die Wall Street zum 9/11 Memorial. Ich merkte auch relativ bald, dass es gar nicht so einfach ist die Hochhäuser aus den Häuser-Kluften heraus zu fotografieren – so beeindruckend es aussieht so schwer ist es das auf die Linse zu bekommen…

Das Memorial fand ich sehr beeindruckend: Zwei riesige Löcher (für jeden Turm eines) in deren Vertiefung ein Brunnen eingelassen ist, dessen Wasser in ein noch tieferes Loch fließt, dessen Boden man nicht mehr einsehen kann. Wahrscheinlich ein gutes Symbol für das Loch, dass dieses Ereignis in New York, den USA und der amerikanischen Gesellschaft hinterlassen hat…

Im Anschluss ging es für mich mit dem Subway zum Washington Square und von dort aus die 5th Avenue entlang, in der die Häuser mit steigenden Hausnummern gefühlt immer Größer werden. Zum Mittagessen gab es dann ein Chicken Sandwich, das sich als Chicken Burger entpuppte und das ich in meinem Hotelzimmer gegessen habe, um mein Corona-Risiko nicht noch weiter zu erhöhen.

Ach ja, Corona: Da ist es so, dass es Leute gibt, die das ernst nehmen und FFP2 Maske tragen, Leute die es etwas ernst nehmen und Stoffmasken tragen und andere, denen das eher egal ist – also auch nicht anders als in Deutschland irgendwie… Wenn ich die Durchsage im Drogeriemarkt richtig verstanden habe sind geimpfte Personen theoretisch von der Maskenpflicht ausgenommen – wenn das so stimmt (keine Garantie) und man das mit den Infos zur Omicron Variante aus dem letzten Drosten-Podcast kombiniert (definitive Hör-Empfehlung), dann ergibt sich ein Bild, das recht eindeutig erklärt warum das in New York gerade so abgeht: Omicron hat neuren Daten zufolge wohl keinen wirklichen Vorteil was die Übertragung angeht, aber kann halt (doppelt, aber nicht dreifach) geimpfte im selben Maße anstecken. Wenn die jetzt ohne Maske rumlaufen, dann ist das halt Corona in New York 2020 Reloaded – bloß halt ohne “Lockdown”… Naja, wie dem auch sei: Die meiste Zeit war ich draußen, drinnen hab ich eigentlich nur gegessen, wenn der Laden nicht zu voll war und die meiste Zeit habe ich (auch draußen) Maske getragen – ob das gereicht hat um es nicht zu bekommen wird man sehen…

Nach diesem kleinen Intermezzo (hier im Text bzgl. Corona, am Samstag bzgl. Mittagschlaf) ging es dann für mich wieder los: Ein letztes Mal mit dem Subway in den nördlicheren Teil von Manhattan – genauer gesagt in die 72nd Street zum Central Park. Das war wirklich spannend: Ich bin absichtlich mehr oder weniger in die Mitte des Parks gefahren um dann von dort zurück laufen zu können. Als ich ankam hatte ich zunächst das Gefühl ich sei keine 200 Meter von der südlichen Grenze des Parks entfernt – dieser Eindruck täuscht allerdings extrem und ensteht nur auf Grund der wirklich riesigen Hochhäuser auf der südlichen Seite des Parks. Auch hier konnte man sehr schöne Photos machen – gerade auch wegen der Lichtverhältnisse, die manche Hochhäuser am Ende gerade zu zum leuchten brachte (die Sonne wahr schon sehr westlich und näherte sich ihrem Untergang). Manche lassen sich auch per Kutsche durch den Central Park fahren.

Im Anschluss lief ich die 5th Avenue zurück and kam (mehr zufällig als geplant) gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Rockefeller Center vorbei. Und so dachte ich mir: Wenn ich nun sowieso dort bin, kann ich auch schauen, ob es noch Tickets gibt. Ich hatte Glück! Und so konnte ich ca. eine Stunde lang der Sonne beim untergehen zuschauen. Gegen Ende konnte man bei Langzeitaufnahmen auch noch die Flugzeuge verfolgen.

Im Anschluss schaute ich auf dem Rückweg noch kurz beim Times Square vorbei und dann ging nach einem kurzen Abendessen ein sehr langer, aber auch sehr spannender Tag zu Ende.

Jetzt sitze ich gerade im Zug auf dem Weg nach Pittsburgh – der Endhalt des Zuges wie auch meiner Reise. Dort werde ich mich die nächsten Tage dann erstmal einwohnen müssen – ich bin gespannt!

Hinweis: Dieser Blog Post wurde auf Grund der schlechten Internetverbindung im Zug erst später veröffentlicht

Samuel Teuber
Samuel Teuber
Doctoral Researcher

Interested in formal methods for software and machine learning verification with a focus on cyber-physical systems and algorithmic fairness.